Reporting 2021

Starke Präsenz

Der neue Containerterminal Tanger Med II beweist: Es zahlt sich aus, dass EUROGATE bestens vernetzt ist. Eingespielte Teams und die richtigen Partner vor Ort schrieben in Marokko trotz Pandemie eine echte Erfolgsgeschichte.

Aus der Vogelperspektive staunt es sich am besten. Die Hubhöhe von 54 Metern beschert den Kranfahrern am Tanger Med II einen erstaunlichen Panoramablick: In der Ferne sehen sie das Meeresblau der Straße von Gibraltar sowie die Bergketten rund um Tanger. Im regen Treiben unter ihnen wartet dagegen viel Arbeit. Auf einer Fläche von 36 Hektar ist im Norden Marokkos ein moderner Containerterminal in idealer Lage entstanden. EUROGATEs Beteiligung am Tanger Med II trägt hier seit Anfang 2021 mit stabilen Abläufen und guten Zahlen zum Gesamterfolg des BLG-Geschäftsbereichs CONTAINER bei.

Nummer eins im Mittelmeer

Im Jahr 2021 ist Tanger mit einem Gesamtumschlag von rund 7,17 Millionen TEU der erfolgreichste Containerhafen im Mittelmeerraum. Seit Eröffnung von Tanger Med II haben sich die TEUs am Containerhafen in einem Jahr um knapp 25 Prozent erhöht. Eine moderne Infrastruktur umgibt das Areal, in dessen Nähe unter anderem Renault und Peugeot produzieren. Auch DHL gehört mit einem 2020 eröffneten Logistikzentrum zu den Unternehmen, die zu Tangers starkem Wachstum beitragen.

Tanger Med II

Der florierende Hafen hat sich als Drehkreuz für den Warenverkehr zwischen Europa, Afrika, Amerika und Asien etabliert. In strategisch wichtiger Lage an einer Meereskreuzung für den Nord/Süd- und Ost/West- Verkehr engagiert sich das Gemeinschaftsunternehmen Tanger Alliance. Als Zusammenschluss aus dem lokalen Hafenbetreiber Marsa Maroc, Contship Italia, Hapag-Lloyd und EUROGATE International hat Tanger Alliance viel bewegt: Die offizielle Inbetriebnahme von Tanger Med II am 1. Januar 2021 war das Ergebnis guter Teamarbeit und sorgfältiger Planung.

Carl Augustin

„Wir haben nicht bei null begonnen, sondern von unserer Erfahrung vor Ort und guten Partnerschaften profitiert.“

Carl Augustin, Geschäftsführer
EUROGATE International GmbH

Erfolgreiches erstes Jahr

Es klickt in Serie, wenn die Spreader fest angezogen werden. Acht Containerbrücken sorgen im Schichtbetrieb für ein kontinuierliches Surren beim Be- und Entladen. Rund eine Million TEU sind innerhalb des ersten Geschäftsjahres am Tanger Med II umgeschlagen worden. Der 800 Meter lange Kai ist ein Anlaufpunkt mit hoher Anziehungskraft. Umso wichtiger ist es, dass die Zuarbeit der Portalkräne, Zugmaschinen und Trucks sitzt. Ein sicheres, klar strukturiertes Miteinander sorgt dafür, dass rund 300 Festangestellte und bis zu 200 externe Dienstleister einen effektiven Job machen. Ein paar Minuten als Beobachter mitten im Arbeitsalltag von Tanger Med II genügen, um zu verstehen, welch wichtige Rolle dieser Terminal spielt.

Sein Erfolg hat eine Vorgeschichte, die Carl Augustin gerne erzählt. Der Geschäftsführer der EUROGATE International GmbH blickt voller Stolz auf ein Projekt zurück, dessen Planung im Herbst 2017 begonnen hatte. „Wir haben nicht bei null begonnen, sondern von unserer Erfahrung vor Ort und guten Partnerschaften profitiert“, erklärt Augustin. Tanger Med II ist eine von vier Anlagen in zwei benachbarten Hafenabschnitten. EUROGATE engagiert sich hier schon seit 2008 und setzt seinen Erfolgskurs bei der zweiten Entwicklungsstufe des Hafens von Tanger fort.

Rund um die Inbetriebnahme von Tanger Med II gab es so manche Herausforderung zu meistern. Die allgemeinen Verwerfungen in den Logistikketten sowie unter anderem die besonderen Umstände des Brexits hatten Anfang 2021 für einen Containerstau in britischen Häfen gesorgt, der sich bis nach Tanger auswirkte. „Statt eines vorsichtigen Starts war am Tanger Med II sofort echter Betrieb mit hoher Flexibilität gefragt. Tausende für den Weitertransport nach England bestimmte Container mussten hier plötzlich zwischengelagert werden. Das war ohne den nötigen Vorlauf ein bisschen Wildwest. Aber es hat geklappt“, so Augustin. Er steht seit 2008 bei EUROGATE International in der Verantwortung und bringt seine Erfahrung aus zahlreichen internationalen Großprojekten ein.

Containerbrücken vor einem beladenen Containerschiff

Ein Jahr nach Inbetriebnahme ist Tanger Med II für EUROGATE bereits eine Erfolgsgeschichte.

Blick auf Tanger Med 2

In nur einem Jahr nach Eröffnung wurden die TEUs in Tanger Med II um knapp 25 Prozent erhöht.

Transformation gemeinsam vorantreiben

In den vergangenen Jahren ist Augustin mehrfach mit Flugzeug, Auto und Fähre nach Tanger gereist, um Abstimmungsgespräche vor Ort zu führen. Sein Fazit lautet: Trotz der Corona-Pandemie war Engagement vor Ort unerlässlich, um mit dem Terminalprojekt den EUROGATE-Transformationsprozess weiter voranzutreiben. Gute Teamarbeit bei EUROGATE und eingespielte Partnerschaften auf Augenhöhe waren für ihn der Schlüssel zum Erfolg. Beides lebt aus seiner Sicht von Präsenz.

„Statt eines vorsichtigen Starts war am Tanger Med II sofort echter Betrieb mit hoher Flexibilität gefragt.“

Carl Augustin, Geschäftsführer
EUROGATE International GmbH

Vielfältige Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz vor Corona-Infektionen haben beim Tanger Med II-Projekt zu Verzögerungen geführt. Die Ausbildung von neuem Fachpersonal musste zum Teil aus der Ferne in digitalen Meetings erfolgen. Für wichtige Feinheiten sind Experten von EUROGATE über Monate durchgängig in Tanger geblieben. Erfreuliche Zahlen belegen, dass sich das Engagement aller Beteiligten ausgezahlt hat. Im ersten Quartal 2021 lag die anfängliche Umschlagquote am Tanger Med II noch bei zwölf Containern pro Kran und Stunde. Im vierten Quartal des Premierenjahres konnte der Wert bereits auf 26 Container gesteigert werden. Ein Jahr nach Inbetriebnahme ist Tanger Med II für EUROGATE bereits eine Erfolgsgeschichte, und markiert dennoch nur den Beginn des neuen Containerterminals, der über Jahrzehnte hinweg einen Mehrwert für die Kunden von EUROGATE, die Gesellschafter und die marokkanische Wirtschaft leisten wird.

Der vor zwei Jahren gestartete Transformationsprozess „Zukunft EUROGATE“ soll die deutschen Terminals wettbewerbsfähiger machen.

3 Fragen an Michael Blach

Vorsitzender der EUROGATE-Gruppengeschäftsführung

Michael Blach

Herr Blach, wie meistert EUROGATE die aktuell sehr anspruchsvollen Herausforderungen?

Unsere Terminals sind ein wichtiges Bindeglied im globalen Güterverkehr. Alle politischen, gesellschaftlichen und weltwirtschaftlichen Entwicklungen haben Einfluss auf die Containerschifffahrt und wirken sich somit mittel- und unmittelbar auf unsere Arbeit aus. Während wir noch vor der Herausforderung stehen, die Folgen der Pandemie für die globalen Lieferketten zu bewältigen, beherrscht nun der Ukraine-Krieg unsere Gedanken. Wir tun weiterhin alles, um unseren Kunden dennoch die bestmöglichen Leistungen zu bieten. Unsere Terminals halten die dafür notwendige Infrastruktur und Flexibilität bereit. Im engen Austausch mit unseren Kunden können wir so die vorhandenen Kapazitäten gezielt nutzen und finden für viele Probleme eine gemeinsame Lösung. Von Vorteil ist dabei natürlich auch, dass wir in Deutschland an mehreren Standorten mit unterschiedlichen Stärken vertreten sind und dadurch auch meist eine Alternative aufzeigen können.

Der Transformationsprozess „Zukunft EUROGATE“ ist Ende 2019 gestartet. Warum bleibt die Transformation eine wichtige Aufgabe?

Wir stehen in einem ständig härter werdenden Wettbewerb um Containermengen und müssen uns hier gegen starke Konkurrenten im Westen und Osten behaupten. Schlagkräftige Argumente sind in unserer Branche, neben anderen, Preis und Leistung. Und hier muss es uns gelingen, im Wettbewerb vergleichbar und im Detail führend zu werden. Das wollen wir mit dem Transformationsprozess erreichen. Die dazu notwendigen Veränderungen sind jetzt weitgehend angestoßen und werden in den kommenden gut zwei Jahren dafür sorgen, dass wir insgesamt leistungsfähiger und wirtschaftlich erfolgreich arbeiten. Wir müssen die Transformation als das sehen, was sie auch ist: der Auftakt einer langen und stetigen Bemühung, sich permanent den Gegebenheiten und Anforderungen der Branche anzupassen. Veränderung muss Teil unserer DNS werden. Wir können es uns weniger denn je leisten, uns auf dem Erreichten auszuruhen.

Welche Meilensteine will EUROGATE für seine Transformation im laufenden Geschäftsjahr erreichen?

2022 geht es uns darum, aus den bislang erzielten Vereinbarungen und Maßnahmenplänen schnellstmöglich etwas Greif- und Zählbares zu machen. Wir haben zwar 2021 durch erste Entscheidungen und Umsetzung von Maßnahmen rund 25 Prozent des avisierten Sparpotenzials von dauerhaft insgesamt 84 Millionen Euro erzielt. Aber der Weg zum Ziel ist noch lang und steinig. Zusätzlich kämpfen wir mit ungeplanten Preiserhöhungen bei z. B. Energie und bei Investitionen. Die Transformation wird erst zum Erfolg, wenn alle Maßnahmen umgesetzt sind und wir die neuen Strukturen und Abläufe in der täglichen Arbeit zum Leben erweckt haben. Daran arbeiten wir bereits hart und sind in einigen Bereichen bereits mitten in der Test- oder Umsetzungsphase. Dafür muss ich unserer Mannschaft einen besonderen Dank aussprechen, denn die Einführung neuer Prozesse im laufenden Betrieb ist keine Selbstverständlichkeit, erst recht nicht in der jetzigen Auftragslage bzw. Situation, die geprägt ist durch andauernde Störungen in den Schiffsfahrtplänen, überlastete Häfen und wenig planbare Abfertigungen. Mittel- bis langfristig werden wir den Schwerpunkt darauf legen, den Automatisierungsgrad in unseren Umschlagsprozessen deutlich zu erhöhen, denn Automatisierung ist in unserer Branche eine unaufhaltsame Entwicklung, der wir uns stellen müssen und werden.