Unternehmerisches Handeln ist mit Chancen und Risiken verbunden. Der verantwortungsbewusste Umgang mit beidem ist für BLG LOGISTICS Kernelement solider Unternehmensführung. Unsere Chancen- und Risikopolitik folgt dem Ziel, den Unternehmenswert zu steigern, ohne unangemessen hohe Risiken einzugehen. Dazu integrieren wir kontinuierlich Prozesse und Instrumente, die es uns erlauben, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen, um sie abzumildern oder gänzlich zu vermeiden.
Die Einbindung von Nachhaltigkeit in unser Risikomanagement ist ein fortlaufender Prozess, der 2024 fortgesetzt wurde. So haben wir die Methodik der 2023 eingeführten LkSG-Risikoanalyse weiterentwickelt und mit den Anforderungen der CSRD kombiniert. Die Analyse dient dazu, menschenrechtliche und ökologische Risiken gemäß dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) im eigenen Geschäftsbereich und in der Lieferkette zu identifizieren. Zudem wurde erstmalig eine doppelte Materialitätsanalyse nach CSRD durchgeführt. Dabei wurden zum einen die potenziellen und tatsächlichen Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit – positiver wie negativer Art – auf Gesellschaft und Umwelt betrachtet und zum anderen die finanziellen Risiken und Chancen bewertet, die externe Nachhaltigkeitsfaktoren auf unser Geschäft nehmen oder zukünftig nehmen könnten. Genaueres zur Methodik findet sich an späterer Stelle in diesem Kapitel. Die Ergebnisse werden mittelfristig Eingang in unser Konzernrisikomanagement finden.
Perspektiven des Risikomanagements
Risiko- und Chancenkultur
Wir verfolgen ein profitables Wachstum unter Berücksichtigung nachhaltigkeitsbezogener Ziele. Die Risiko- und Chancenkultur als integraler Bestandteil unserer Unternehmenskultur umfasst die grundsätzliche Haltung und die Verhaltensweisen im Umgang mit Risiken und Chancen. Sie beeinflusst maßgeblich das Risikobewusstsein bei unseren unternehmerischen Entscheidungen und schafft die Grundlage für die Entwicklung angemessener und wirksamer Maßnahmen, sodass wir unsere Chancen sicher und verantwortungsvoll nutzen können. Damit bildet unsere Risiko- und Chancenkultur die Basis für den Erfolg unseres Risikomanagements. Ein effektives Risikomanagement setzt zudem voraus, dass Transparenz sowie die Bereitschaft zur aktiven Kommunikation und Zusammenarbeit fester Bestandteil dieser Kultur sind und in der Praxis konsequent gelebt werden.
Grundelemente des Risikomanagements
Im Einklang mit unserer Risikostrategie werden die Elemente des Risikomanagementsystems zentral implementiert, um klare Verantwortlichkeiten sicherzustellen. Diese Bestandteile sind in der Gruppenrichtlinie zum Risikomanagement festgelegt und schaffen die Grundlage für eine systematische und einheitliche Identifikation, Dokumentation, Analyse und Bewertung von Risiken. Zudem ermöglichen sie eine effektive Kontrolle, Überwachung und Kommunikation. Unser Ziel ist es, ein gemeinsames Bewusstsein und ein positives Verständnis für den Umgang mit unternehmerischen Risiken zu fördern – sowohl auf Managementebene als auch bei allen Mitarbeitenden.
Verantwortlichkeiten im Rahmen der Risikomanagementorganisation
Das Risikomanagement hat das übergeordnete Ziel, die langfristige Risikotragfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Zentrale Aufgaben sind die frühzeitige Identifikation und Bewertung von Risiken, deren effiziente Steuerung und Überwachung durch geeignete Maßnahmen sowie eine kontinuierliche und transparente Berichterstattung als Basis für fundierte Entscheidungen. Mit diesem ganzheitlichen Ansatz unterstützt das Risikomanagement die Umsetzung unserer Unternehmensstrategie und leistet einen wichtigen Beitrag zur Zielerreichung.
Ziele des Risikomanagements
- Früherkennung und Prävention von Krisen und Insolvenzen (Unternehmenssicherung)
- Verbesserung von Planungssicherheit und Risikokosten durch optimale Risikobewältigung
- Fundierte Vorbereitung unternehmerischer Entscheidungen mittels Risikoanalyse zur Verbesserung des Unternehmenserfolgs
- Erreichen nachhaltigkeitsbezogener Unternehmensziele und Überwachung nachhaltigkeitsbezogener Risiken im Hinblick auf die drei Dimensionen der ESG (Environment, Social, Governance) unter Berücksichtigung des Grundsatzes der doppelten Wesentlichkeit
Besonderes Augenmerk gilt sogenannten Extremrisiken, also solchen mit einem hohen Schadensausmaß bei geringer Eintrittswahrscheinlichkeit. Dazu zählen etwa extreme Naturkatastrophen, volkswirtschaftliche Krisen oder Terroranschläge. Bei daraus resultierenden Betriebsunterbrechungen greift zudem unser Betriebskontinuitätsmanagement (BKM/BCM). Hier werden Strategien, Pläne und Maßnahmen entwickelt, um Aktivitäten oder Prozesse zu schützen bzw. alternative Abläufe zu ermöglichen.
Identifizierte Risiken werden durch zentrale wie lokale Maßnahmen adressiert und kontinuierlich überwacht. Zudem erfolgt eine regelmäßige Vorstellung und Diskussion in den Führungskreisen sowie dem Risiko-Committee. Der daraus resultierenden Risikoberichte wurde im Berichtsjahr quartalsweise an den Vorstand und im Rahmen jeder Regelsitzung an den Aufsichtsrat übermittelt, um beide Gremien stets über das gesamte Risikoumfeld zu informieren.
Risikofelder und Risikoausblick für BLG LOGISTICS
Im Konzernrisikomanagement liegt ein besonderer Fokus auf potenziellen Outside-In Risiken, die bei Eintritt spürbare Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens hätten. Diese Risiken werden in fünf definierte Kategorien eingeteilt (siehe untenstehende Grafik). Risiken aus den Bereichen Environment, Social und Governance (ESG, Outside-In Perspektive) betreffen alle fünf Kategorien. Angesichts des breiten ESG-Spektrums betrachten wir nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Die damit verbundenen Themen können zahlreiche Bereiche beeinflussen – von der Finanzierung über die Personalpolitik bis hin zur Beschaffung – und wirken sich auf die gesamte Risikolage aus.
Einfluss von ESG-Themen auf Konzernrisiken
Umweltrisiken
Als Seehafen- und Logistikdienstleister sind wir stark von Umwelt- und Klimarisiken betroffen. Entsprechend besteht für uns eine wesentliche Herausforderung darin, mit den Auswirkungen des fortschreitenden Klimawandels umzugehen. Die zunehmende Häufigkeit und Intensität akuter Extremwetterereignisse wie Hitze, Stürme und Überschwemmungen stellt ebenso eine Gefahr für unsere Assets und Geschäftsprozesse dar wie längerfristige chronische Veränderungen von Mittelwerten und Schwankungsbreiten verschiedener Klimavariablen – darunter Temperatur, Niederschlag und Meeresspiegel. Um diesen Risiken begegnen zu können, haben wir verschiedene Szenarien zu Elementarschäden an unseren Sachanlagen einschließlich sich potenziell daraus ergebender Betriebsunterbrechungen analysiert. Zur Übertragung des Risikos hat BLG LOGISTICS eine Sach- und Betriebsunterbrechungsversicherung abgeschlossen. Einzelne theoretische Gefahren wie zum Beispiel eine Sturmflut sind jedoch derzeit nicht in vollem Umfang versicherbar. Derartige Risiken werden so gut wie möglich im Rahmen unseres Business Continuity Managements (BCM) betrachtet. Darüber hinaus gilt es, an potenziell betroffenen Standorten mittelfristig Klimaanpassungsstrategien zu entwickeln.
Um der zunehmenden Verschärfung von Klimarisiken vorzubeugen, verfolgen wir eine aktive Klimaschutzstrategie. Im Berichtsjahr wurden erneut erfolgreich verschiedene Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz umgesetzt. Zudem trug die Optimierung der Routenplanung unserer Transporte dazu bei, die Umweltbelastungen bei gleichzeitiger Kostensenkung zu reduzieren. Eine detaillierte Übersicht der umgesetzten Maßnahmen findet sich in den Kapiteln Klimaschutz und Energiemanagement.
Mit unseren umfassenden Maßnahmen wollen wir nicht nur Umwelt- und Klimarisiken reduzieren, sondern auch unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern. Indem wir Umweltaspekte in unser Risikomanagement integrieren und proaktiv auf die damit verbundenen Herausforderungen reagieren, positionieren wir uns als verlässlicher Partner für unsere Kunden.
Sozialrisiken
Unsere Mitarbeitenden sind entscheidend für unseren Erfolg. Ihr Wohlergehen und ihre Entwicklung stehen deshalb im Mittelpunkt unserer Bemühungen.
Der demografische Wandel und die veränderten Anforderungen aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung und Automatisierung führen in vielen Bereichen zu einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Können Stellen nicht in der gewünschten Zeit oder Qualifikation nachbesetzt werden, führt dies zu Produktivitätsverlusten. Gleichzeitig steigt die Belastung für die Belegschaft, was zu erhöhten Fehlzeiten, Unfällen und zusätzlicher Fluktuation führen kann.
Um die Fluktuation zu reduzieren, wird gezielt in die Qualifikation der Mitarbeitenden und Führungskräfte investiert. Darüber hinaus überarbeiten wir Feedbackinstrumente, um den Austausch zwischen Mitarbeitenden und Führungsebene zu stärken. Die Bindung von Mitarbeitenden fördern wir durch gezielte Personalentwicklungsmaßnahmen, eine starke Führungsarbeit und transparente Entlohnungssysteme, die Vertrauen und Zufriedenheit schaffen.
Um zudem die Effektivität im Recruiting zu steigern, wurde der HR-Bereich im Berichtsjahr neu strukturiert. Eine zentrale Recruiting-Abteilung bündelt nun das notwendige Know-how für einen effizienten und zielgerichteten Bewerbungsprozess. Ergänzend werden Schlüsselpositionen identifiziert und ein umfassendes Talent-Management aufgesetzt, um wichtige Kompetenzen im Unternehmen zu sichern und zukünftigen Herausforderungen aktiv zu begegnen. Diese Maßnahmen stellen sicher, dass die BLG auch langfristig über qualifiziertes Personal verfügt und als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird.
Governance-Risiken
Die Zahl der Cybervorfälle, darunter IT-Ausfälle, Ransomware-Angriffe oder Datenschutzverletzungen, bleibt weltweit und unternehmensunabhängig weiterhin hoch. Da die Informationssicherheit innerhalb unserer Geschäftsprozesse von zentraler Bedeutung ist, bleiben die damit verbundenen Risiken für BLG LOGISTICS höchst relevant. Um sie zu vermeiden beziehungsweise zu minimieren, haben wir zahlreiche Maßnahmen ergriffen und überprüfen unsere Prozesse sowie Technologien kontinuierlich.
Die Sensibilisierung unserer Mitarbeitenden für den verantwortungsvollen Umgang mit geschäftsrelevanten Informationen ist in diesem Zuge von großer Wichtigkeit. Deshalb führen wir interne Schulungen und Kommunikationskampagnen durch und arbeiten daran, dass Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit von Informationen dank entsprechender technischer Unterstützung gewahrt bleiben.
2024 haben wir – wie bereits im Vorjahr – unsere Notfallprozesse intensiv geprüft und weiterentwickelt. Unter anderem wurde ein Krisenstab mit klar definierten Entscheidungsbefugnissen implementiert, um im Fall eines potenziellen Angriffs über festgelegte Abläufe eine schnelle und effiziente Reaktion sicherzustellen.
Gemeinsam mit dem Datenschutzbeauftragten gewährleisten wir, dass personenbezogene Daten ausschließlich gemäß den Regelungen der EU-Datenschutz-Grundverordnung sowie in Übereinstimmung mit den jeweils anwendbaren lokalen Gesetzen verarbeitet werden.
Weiterentwicklung: Unser Inside-Out Risikomanagement
Das Risikomanagement im Bereich des Nachhaltigkeitsmanagements hat in den letzten Jahren unter anderem durch das LkSG und zuletzt die CSRD einen neuen Stellenwert erhalten. Entsprechend wurde die systematische Betrachtung der Auswirkungen, Risiken und Chancen im Nachhaltigkeitsmanagement verstärkt.
Dazu diente auch die erstmalige Durchführung einer doppelten Materialitätsanalyse. Dabei wurden zunächst die potenziellen und tatsächlichen Auswirkungen, Risiken und Chancen in unserem eigenen Geschäftsbereich sowie entlang der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette in einer umfassenden Liste gesammelt und definiert. Anschließend wurden sie mit Zeithorizonten für ein (potenzielles) Eintreten versehen und quantitativ nach Ausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet. Zusätzlich wurden die Auswirkungen nach Umfang und Unabänderlichkeit beurteilt, wobei die Bewertungslogik des Konzernrisikomanagements angewandt wurde. Die identifizierten Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen werden im nächsten Schritt in das Konzernrisikomanagement integriert. Weitere Auswirkungen werden entsprechend ihrer Bedeutung weiterhin auf Unternehmensebene betrachtet. Weitere Informationen zur Wesentlichkeitsanalyse finden sich im Kapitel Wesentlichkeitsanalyse.
Bereits 2023 wurde ein Risikomanagement entsprechend den LkSG-Vorgaben eingeführt, um menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken im eigenen Tätigkeitsbereich und bei unseren unmittelbaren Zulieferern systematisch zu erfassen. Dieses Risikomanagement wurde 2024 weiterentwickelt, wobei insbesondere Synergieeffekte zur doppelten Materialitätsanalyse nach CSRD genutzt wurden. Das Vorgehen bei der Risikoanalyse unterscheidet sich dabei zwischen dem eigenen Geschäftsbereich und den Zulieferern. An den eigenen Standorten werden konkrete potenzielle Risiken sowie bereits bestehende Gegenmaßnahmen analysiert. Unsere Lieferanten hingegen werden zunächst anhand abstrakter Branchen- und Länderrisiken in Risikogruppen eingeordnet. Lieferanten mit einem höheren potenziellen Risiko werden anschließend einer detaillierten Analyse unterzogen. Um beide Analysen gezielt zu unterstützen, wurde im Berichtsjahr eine Softwarelösung implementiert. Sie ermöglicht neben einer datenbasierten Bewertung unserer Lieferanten auch den direkten Austausch mit ihnen, etwa im Rahmen von Lieferantenselbstauskünften.
Die Verantwortung für die Risikoanalyse gemäß LkSG liegt im eigenen Tätigkeitsbereich bei der Zentralbereichsabteilung Nachhaltigkeit, deren Leitung zugleich die Menschenrechtsbeauftragte für BLG LOGISTICS ist. Im Bereich der Lieferketten ist der Zentraleinkauf für die Durchführung der jährlichen Risikoanalyse zuständig. Die Ergebnisse fließen in unsere öffentlich einsehbare Grundsatzerklärung Menschenrechte ein, die hier abgerufen werden kann: www.blg-logistics.com/nachhaltigkeit. Weitere Informationen zum Lieferkettenmanagement und Details zum Prozess der Risikoanalyse nach LkSG beschreibt das Kapitel Nachhaltige Lieferkette.