Faire Arbeits­bedingungen und Menschen­rechte

Unser Erfolg hängt maßgeblich von unseren Mitarbeitenden ab. Durch ihre Erfahrung und Leidenschaft für Logistik sorgen sie dafür, dass BLG LOGISTICS als Unternehmen niemals stehen bleibt. Für uns ist es selbstverständlich, jeden Einzelnen mit der gleichen Wertschätzung zu behandeln und niemanden zu diskriminieren. Zu fairen Arbeitsbedingungen zählen für uns ebenso transparente und wettbewerbsfähige Löhne und Gehälter nach Tarif.

Über unseren eigenen Geschäftsbereich hinaus betrachten wir zudem die Menschen entlang unserer Lieferketten, die mit unseren Dienstleistungen eng verknüpft sind.

Faire Arbeitsbedingungen und die Achtung der Menschenrechte sind unumstößliche Grundfesten unseres unternehmerischen Handelns und prägen als solche auch die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten.

Klare Strukturen für Arbeits- und Menschenrechte

Im Berichtsjahr wurde erstmalig die Funktion der Menschenrechtsbeauftragten geschaffen, welche von der Leiterin der Zentralbereichsabteilung Nachhaltigkeit eingenommen wird. Die vom Vorstand ernannte Menschenrechtsbeauftragte steht der Belegschaft sowie Lieferanten als Ansprechpartnerin für Belange rund um Menschenrechtsrisiken und -verstöße zur Verfügung und ist Bindeglied zum Vorstand. Dies beinhaltet die kontinuierliche Optimierung der Präventions- und Abhilfemaßnahmen, um Risiken zu minimieren und Verstößen vorzubeugen, sowie eine regelmäßige und anlassbezogene Berichterstattung an den Vorstand über menschenrechtsrelevante Themen. Zur Erfüllung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten arbeitet die Menschenrechtsbeauftragte eng mit weiteren betroffenen Abteilungen zusammen. Eine genaue Darstellung unseres Ansatzes findet sich im Kapitel Nachhaltigkeitsmanagement.

Arbeitsverhältnisse, Löhne und Sozialleistungen

BLG LOGISTICS beschäftigte zum 31. Dezember 2023 weltweit in unseren vollkonsolidierten Gesellschaften 10.136 Mitarbeitende. Mit 90,7 Prozent befindet sich ein Großteil unserer Belegschaft in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis. In Vollzeit waren im Berichtsjahr 90 Prozent der Belegschaft beschäftigt. Unter den Teilzeitkräften stellten die Frauen mit einem Anteil von 58,2 Prozent wie schon in den Vorjahren die größere Gruppe – dabei ist die Teilzeitquote auch 2023 in Deutschland mit 10,3 Prozent am höchsten. In Südafrika ist die Quote im Berichtsjahr hingegen von 5,6 auf 9,5 Prozent gestiegen und damit auf vergleichbarem Niveau.

Auch 2023 kategorisieren wir unsere Beschäftigten in der Erfassung nur in Frauen und Männer, uns ist jedoch bewusst, dass sich nicht alle Menschen einem dieser beiden Geschlechter zuordnen. Von unseren eigenen Mitarbeitenden haben sich bislang nur wenige uns gegenüber als divers definiert – da ihr Anteil aktuell weniger als 0,1 Prozent der Gesamtbelegschaft ausmacht, weisen wir sie noch nicht explizit in unseren Statistiken aus, auch um individuelle Rückschlüsse zu vermeiden. Wir beobachten dies jedoch im Interesse einer gleichberechtigten Repräsentanz.

Die Vergütung unserer Beschäftigten erfolgt auf Grundlage der in unserer Branche und an Standorten geltenden Tarifverträge, in Einzelfällen auch in Anlehnung daran. Auch in unseren ausländischen Gesellschaften unterstützen wir kollektivrechtliche Regelungen, die transparente und faire Arbeitsbedingungen ermöglichen. Selbstverständlich gelten sowohl für eigene Beschäftigte als auch Leiharbeitnehmende die gesetzlichen Mindestlöhne. Allen steht das Recht auf Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen offen. 2023 beläuft sich der Anteil der Mitarbeitenden in Deutschland, die in ein Tarifsystem eingebunden sind, erneut auf 97,7 Prozent. Im Rahmen der Entwicklung bzw. Überarbeitung unserer ESG-Ziele haben wir festgelegt, dass 100 Prozent der eigenen Mitarbeitenden und Arbeitnehmerüberlassungen tarifgebunden sein sollen oder ein mindestens vergleichbares Lohnniveau haben.

100 %

unserer Mitarbeitenden sind tarifgebunden

Unsere Nachhaltigkeitsziele

Der im Mai 2022 für die Mitarbeitenden an unserem Autoterminal Bremerhaven abgeschlossene Beschäftigungssicherungstarifvertrag hatte auch im Berichtsjahr weiter Bestand. Der unter Beteiligung der örtlichen Tarifkommission sowie der Gewerkschaft ver.di ausgehandelte Vertrag mit einer Laufzeit von 24 Monaten enthält umfassende Zusicherungen zur Beschäftigungssicherung und zum Schutz unserer Mitarbeitenden, weit über die Tarifvertragslaufzeit hinaus. Im Gegenzug haben die Mitarbeitenden über 24 Monate zusätzliche Arbeitszeit eingebracht sowie auf einen Teil der Lohnerhöhung verzichtet.

Wir möchten die Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden in allen Lebenslagen berücksichtigen – gezielt unterstützen wir daher die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. BLG LOGISTICS bietet neben der Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, auch flexible Arbeitszeitmodelle und mobiles Arbeiten an, um die Anforderungen des Alltags bestmöglich mit der Berufstätigkeit verbinden zu können. Im Berichtsjahr wurde entschieden, die bestehende Zertifizierung durch die berufundfamilie Service GmbH mit dem Ziel familienbewusster Personalpolitik nicht weiter zu verfolgen. In den vergangenen Jahren konnten die Hinweise aus den durchgeführten Audits erfolgreich umgesetzt werden. Die durch das Auslaufen der Zertifizierung gewonnene Kapazität wird stattdessen in die konkrete Weiterentwicklung der Themen investiert.

Mitbestimmung und eine BLG für alle

Die Megatrends Automatisierung und Digitalisierung prägen die Wirtschaft und verändern auch die Logistikbranche stark. Wir sehen in diesen Umbrüchen eine Chance, die wir nutzen möchten. Zugleich sind wir bestrebt, die Transformation sozialverträglich zu gestalten und unsere Mitarbeitenden auf diesem Weg mit einzubeziehen.

2020 begannen erste Gespräche über einen Tarifvertrag zur Regelung der Automatisierungs- und Digitalisierungsauswirkungen, nachdem ein solcher bereits 2018 bei EUROGATE abgeschlossen wurde. Duch die Corona-Pandemie unterbrochen, verdeutlicht der weitere Austausch die Vielfalt in der Umsetzung derartiger Projekte bei BLG LOGISTICS. Eine Neubewertung wird im Dialog mit den Betriebsparteien vorgenommen, um zu klären, wie eine kollektivrechtliche Regelung Leitplanken für die Gestaltung dieser Projekte schaffen kann.

Gelebte Mitbestimmung ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmenskultur. Wir suchen den Dialog mit unseren Mitarbeitenden und legen großen Wert auf einen respektvollen Umgang miteinander. Gegenseitiges Vertrauen und eine starke Interessenvertretung durch Betriebsräte und Arbeitnehmervertretung im Aufsichtsrat bilden dafür die Basis. Der hier stattfindende Austausch ist für das gesamte Unternehmen wertvoll und bereichernd. Im Berichtsjahr konstituierten sich an drei Standorten – Falkensee, Verden und Köln – erstmals neu gewählte Betriebsräte.

Leiharbeitnehmende gleichberechtigt integrieren

Die Logistikbranche ist geprägt durch schwankende Auftragslagen. Für BLG LOGISTICS bedeutet dies, dass wir Auftragsspitzen oder sehr kurze Vertragslaufzeiten nur mit Leiharbeitnehmenden abfedern können. Dabei arbeiten wir ausschließlich mit Dienstleistern zusammen, welche die tariflichen Mindestanforderungen erfüllen. Die vertraglich festgelegte Flexibilität des Arbeitseinsatzes gewährleisten wir für beide Gruppen – Leiharbeitnehmende und Angestellte – gleichermaßen. Dies umfasst auch die kurzfristige Ankündigung von Arbeitseinsätzen, Überstunden oder auch Wochenendarbeit. Selbstverständlich gilt stets das Prinzip „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ gemäß den Anforderungen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG).

Auch in Bezug auf die Einhaltung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten gemäß LkSG betrachten wir neben den Arbeitsbedingungen unserer eigenen Mitarbeitenden auch die unserer Leiharbeitnehmenden und wenn vorhanden Werkvertragsnehmenden.

Wir freuen uns, wenn wir Beschäftigte von Personaldienstleistern in ein festes Beschäftigungsverhältnis übernehmen können, und stellen sie bevorzugt ein, wenn es zusätzliche Stellen zu besetzen gilt – im Berichtsjahr wurden 338 von ihnen zu „echten“ BLGlern. Zum 31. Dezember 2023 waren in Deutschland 83,2 Prozent der bei uns Beschäftigten eigene Mitarbeitende, 4 Prozent Mitarbeitende des Gesamthafenbetriebs (GHB) und 12,8 Prozent Mitarbeitende anderer Personaldienstleister. Damit verzeichnen wir gegenüber dem Vorjahr eine Abnahme des Anteils von Leiharbeitnehmenden um 6,5 Prozentpunkte.

Menschenrechte entlang der Lieferkette

Die Achtung der Menschen- und Arbeitsrechte sehen wir als wesentlichen Teil unserer unternehmerischen Verantwortung. Das gilt für die Arbeitsbedingungen im eigenen Geschäftsbereich genauso wie für unsere Zusammenarbeit mit unmittelbaren Lieferanten, Subunternehmern und anderen Partnern. Darüber hinaus treten wir dafür ein, dass Rechte entlang der gesamten Lieferkette gewahrt werden.

Im Berichtsjahr fiel die BLG LOGISTICS GROUP AG & CO. KG erstmalig in den Anwendungsbereich des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG). Die BLG-weiten Managementprozesse zur Förderung der Menschenrechte rückten damit erneut in den Fokus und wurden bei Bedarf angepasst. So wurde beispielsweise das bestehende Beschwerdesystem entsprechend den Anforderungen des LkSG erweitert. Um unsere Mitarbeitenden für Menschenrechte zu sensibilisieren, haben wir 2023 erneut ein entsprechendes Training angeboten.

Alle Prozesse zur Erfüllung der Sorgfaltspflichten nach dem LkSG werden in einem BLG-spezifischen LkSG-Handbuch beschrieben. Dieses dient an der Umsetzung beteiligten Mitarbeitenden als Leitfaden und enthält neben einer Übersicht der gesetzlichen Anforderungen die definierten Rollen und Verantwortlichkeiten sowie detaillierte Beschreibungen zur konkreten Umsetzung der einzelnen Sorgfaltspflichten bei BLG LOGISTICS. Das LkSG-Handbuch wird laufend aktualisiert und auch 2024 an optimierte Prozesse wie beispielsweise die geplante softwarebasierte Risikoanalyse angepasst. Mehr dazu, wie wir unserer Sorgfaltspflicht nachkommen, beschreiben die Kapitel Risikomanagement, Nachhaltige Lieferkette und Compliance.

Fluktuation als Indikator

Die Mitarbeitendenfluktuation ist ein Barometer für die Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden. Dass sich unsere Beschäftigten wohl bei uns fühlen, ist auch von wirtschaftlicher Bedeutung, denn die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Kolleg:innen ist zeit- und kostenintensiv. 2023 haben uns 608 Beschäftigte auf eigenen Wunsch verlassen. Damit ist die Quote im Vergleich zum Vorjahr von 5,0 auf 6,4 Prozent erneut gestiegen. Diese Entwicklung wird durch den generellen Fachkräftemangel verstärkt, der vielen Menschen am Arbeitsmarkt neue Perspektiven eröffnet. Um die individuellen Wechselgründe unserer Beschäftigten zu verstehen und gegebenenfalls künftige Maßnahmen abzuleiten, führen wir standardmäßig Austrittsinterviews.

Unterstützung bei individuellen Herausforderungen

An den Standorten Bremen und Bremerhaven steht unseren Mitarbeitenden und ihren Angehörigen die betriebliche Sozialberatung zur Verfügung. Mitarbeitende finden hier Beratung und Unterstützung in herausfordernden Situationen, darunter persönliche Belastungen am Arbeitsplatz, familiäre Probleme, psychosomatische Beschwerden, akute Lebenskrisen und Suchterkrankungen. 76 Beschäftigte haben das Angebot 2023 genutzt und wurden in entsprechenden Beratungsgesprächen begleitet, was einer Quote von 2,8 Prozent der Beschäftigten im Zuständigkeitsbereich der Sozialberatung entspricht. Darüber hinaus bieten wir unseren Mitarbeitenden über den arbeitgeberfinanzierten Unterstützungsverein der BLG LOGISTICS GROUP e.V. Zuschüsse für Zahnersatz, homöopathische Behandlungen und Hörgeräte sowie für Kuren.