Risiko­management

Potenzielle Risiken und Chancen im Blick zu haben, sie verantwortungsvoll zu handhaben und in Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen, ist unverzichtbare Grundlage einer soliden Unternehmensführung. Unsere Chancen- und Risikopolitik erfüllt genau dies. Sie versetzt uns in die Lage, BLG LOGISTICS strategisch weiterzuentwickeln und profitabel zu wachsen, ohne dabei überproportional ins Risiko zu gehen. In diesem Sinne entwickeln und integrieren wir Prozesse und Instrumente, um potenzielle Risiken rechtzeitig erkennen und gesicherte Entscheidungen zu ihrer Vermeidung oder Abmilderung treffen zu können.

Verantwortlichkeiten im Rahmen der Risikomanagementorganisation

Verantwortlichkeiten im Rahmen der Risikomanagementorganisation (Grafik)

Die Integration von Nachhaltigkeit in unser Risikomanagement ist ein fortlaufender Vorgang. Im Jahr 2023 haben wir unsere Risikoanalyse erweitert, um in der Lage zu sein, Umwelt- und Sozialrisiken besser zu identifizieren und zu bewerten. So wurden beispielsweise im Berichtsjahr vor dem Hintergrund des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) Risikoanalysen mit Fokus auf menschenrechts- und umweltschutzbezogene Risiken im eigenen Geschäftsbereich sowie in der Lieferkette durchgeführt. Zusätzlich zu unserer bereits etablierten Risikoanalyse mit Fokus auf die Risiken für BLG LOGISTICS (Outside-In Perspektive) bewerten wir mittels unserer LkSG-Risikoanalysen abstrakte und konkrete Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit einschließlich unserer Lieferkette auf Mensch und Umwelt (Inside-Out Perspektive).

Perspektiven des Risikomanagements

Perspektiven des Risikomanagements (Grafik)

Grundlagen des Outside-In Risikomanagements

Gemäß unserer Risikostrategie werden die Grundelemente des Risikomanagementsystems zur Sicherstellung klarer Risikoverantwortung zentral „ausgerollt“ und sind in der Gruppenrichtlinie Risikomanagement beschrieben. Das ermöglicht eine systematische und vergleichbare Risikoidentifikation und -dokumentation, Risikoanalyse und -bewertung, Risikokontrolle und -überwachung sowie risikobezogene Kommunikation und Berichterstattung. Wir wollen ein gemeinsames Bewusstsein und ein positives Verständnis vom Umgang mit unternehmerischen Risiken schaffen – sowohl auf Managementebene als auch in der Gesamtheit der Mitarbeitenden.

Übergeordnetes Ziel ist es, die Risikotragfähigkeit des Unternehmens zu erhalten. Dabei geht es darum, Risiken zu erkennen und zu bewerten, sie durch angemessene und wirksame Maßnahmen effizient zu handhaben und zu überwachen sowie die laufende Risikoberichterstattung als Grundlage fundierter Entscheidungen zu gewährleisten. So soll das Risikomanagement die Unternehmensstrategie unterstützen und zum Erreichen unserer Unternehmensziele beitragen.

Identifizierte Risiken werden durch lokale und zentrale Maßnahmen behandelt und weiterverfolgt. Als integrierter Bestandteil der Unternehmensführung werden die Risiken sowie die entsprechenden Maßnahmen im Rahmen der Führungskreise regelmäßig vorgestellt und diskutiert. Der daraus resultierende Risikobericht wurde auch im Berichtsjahr quartalsweise an den Vorstand und zu jeder Regelsitzung an den Aufsichtsrat übermittelt, um beide Gremien über das gesamte Risikoumfeld zu informieren.

Ziele des Risikomanagements
  • Früherkennung und Prävention von Krisen und Insolvenzen (Unternehmenssicherung)
  • Verbesserung von Planungssicherheit und Risikokosten durch optimale Risikobewältigung
  • Fundierte Vorbereitung unternehmerischer Entscheidungen mittels Risikoanalyse zur Steigerung des Unternehmenserfolgs
  • Erreichen nachhaltigkeitsbezogener Unternehmensziele und Überwachung nachhaltigkeitsbezogener Risiken unter Berücksichtigung des Grundsatzes der doppelten Wesentlichkeit

Risikofelder und Risikoausblick für BLG LOGISTICS

Mit Blick auf potenzielle Outside-In Risiken liegt ein besonderer Fokus im Konzern-Risikomanagement auf solchen, die sich bei Eintritt spürbar auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage auswirken würden. Wir ordnen diese Risiken fünf definierten Kategorien zu (vgl. Grafik). Risiken aus den Bereichen Environment, Social und Governance (ESG, Outside-In Perspektive) wirken sich auf alle fünf Kategorien aus. Bei Betrachtung des breiten Feldes ESG sehen wir sowohl Risiken als auch Chancen – die hiermit verknüpften Themen können von der Finanzierung über die Personalpolitik bis zur Beschaffung die gesamte Risikolage beeinflussen.

Einfluss von ESG-Themen auf Konzernrisiken

Einfluss von ESG-Themen auf Konzernrisiken (Grafik)

Umweltrisiken

Als Seehafen- und Logistikdienstleister sind wir stark von Umwelt- und Klimarisiken betroffen. Entsprechend besteht für uns eine wesentliche Herausforderung darin, mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Betrieb umzugehen. Extremwetterereignisse wie Hitze, Überschwemmungen oder Stürme können zu Unterbrechungen in der Lieferkette führen, was zu Produktionsausfällen und finanziellen Verlusten führen kann. Insbesondere die zunehmende Häufung und Intensität dieser akuten Wetterereignisse verbunden mit den längerfristigen chronischen Änderungen von Mittelwerten und Schwankungsbreiten verschiedener Klimavariablen (z. B. Temperatur, Niederschlag, Meeresspiegel) stellen eine akute Gefahr für unsere Assets und Geschäftsprozesse dar. Um diese noch besser abschätzen zu können, wurden verschiedene Elementarschadenszenarien für unsere Sachanlagen und damit einhergehende mögliche Betriebsunterbrechungen analysiert.

Einzelne, theoretische Gefahren wie zum Beispiel eine Sturmflut sind in der vollen Höhe aktuell jedoch nicht versicherbar. Derartige Risiken werden so gut wie möglich im Rahmen unseres Business Continuity Managements (BKM/BCM) betrachtet. Darüber hinaus gilt es, an potenziell betroffenen Standorten Klimaanpassungsstrategien zu entwickeln.

Um der künftigen Verschärfung von Klimarisiken entgegenzuwirken, betreibt BLG LOGISTICS aktiven Klimaschutz. Im Berichtsjahr wurden etwa diverse Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz erfolgreich umgesetzt. Darüber hinaus trug die Optimierung der Routenplanung unserer Transporte dazu bei, die Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt zu reduzieren und gleichzeitig Kosten zu senken. Eine detaillierte Darstellung der getroffenen Maßnahmen finden sich in den Kapiteln Klimaschutz und Energiemanagement.

Unsere umfassenden Bemühungen dienen nicht nur dazu, Umwelt- und Klimarisiken zu mindern, sondern auch unsere langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Dass wir Umweltaspekte in das Risikomanagement integrieren und proaktiv auf diese Herausforderungen reagieren, macht uns auch unter diesem Aspekt zu einem zuverlässigen Partner für unsere Kunden.

Sozialrisiken

Unsere Mitarbeitenden sind der wesentliche Erfolgsfaktor für unser Unternehmen. Daher liegt unser Fokus auf ihrem Wohlbefinden und ihrer Weiterentwicklung. Die Arbeitsbedingungen sind entscheidend, wenn es darum geht, das Risiko einer Kultur mit niedriger Arbeitsmotivation und erhöhter Personalfluktuation sowie sich daraus ergebender Reputationsschäden zu vermeiden. Des Weiteren besteht durch den demografischen Wandel und die zunehmende Automatisierung das Risiko eines Mangels an geeigneten Arbeitskräften in vielen Bereichen. Können Stellen nicht in der gewünschten Zeit oder Qualifikation nachbesetzt werden, führt dies zu nachlassender Produktivität. Gleichzeitig erhöht sich die Belastung für die Belegschaft, was sich durch Zunahme von Fehlzeiten und Unfällen sowie zusätzliche Fluktuation zeigen kann. Bereits jetzt spüren wir aufgrund diverser Großprojekte darüber hinaus eine zunehmende Überlastung der Organisation. In kritischen Funktionen sind häufig keine Redundanzen vorhanden. Es besteht das Risiko, dass Engpässe nicht durch externe Berater aufgefangen werden können und es damit zu Fehlern und einer Überbeanspruchung von Mitarbeitenden kommt.

Um diesen Risiken entgegenzuwirken, stärken wir unsere Arbeitgeberattraktivität. Das beinhaltet, dass wir Beschäftigte durch gezielte Mitarbeitendenentwicklung sowie marktgerechte Vergütung an uns binden und zugleich die Effektivität in der Personalbeschaffung steigern. Darüber hinaus werden weiterhin Stellen aufgebaut, um die Belastung einzelner Beschäftigter zu verringern. Weitere Informationen zur Personalstrategie von BLG LOGISTICS sind dem Sozialteil dieses Berichts zu entnehmen.

Mit vielfältigen Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, der Gewährleistung fairer Löhne und der Förderung der beruflichen Weiterentwicklung unserer Mitarbeitenden positionieren wir uns als beständiger und beliebter Arbeitgeber in der Region. Unsere Personalstrategie zahlt aktiv darauf ein, Talente an uns zu binden und den Wettbewerb um Nachwuchskräfte für uns zu entscheiden.

Governance-Risiken

Ein wesentliches ökonomisches Risiko stellen insbesondere mögliche Zinsänderungen dar. Durch die Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank zur Inflationsbekämpfung steigen auch die Refinanzierungskosten der Banken, die dies an ihre Kunden weitergeben. Hinzu kommen unter anderem durch den Europäischen Green Deal gestiegene Anforderungen der Banken an Bonität und Nachhaltigkeit, was den Druck auf die Zinsmarge erneut verstärken könnte. Wir berücksichtigen Anforderungen von Banken oder Versicherungsinstituten aktiv in der Ausgestaltung unserer Nachhaltigkeitsstrategie. So wurden im Berichtsjahr beispielsweise quantitative Nachhaltigkeitsziele in allen wesentlichen Handlungsfeldern kommuniziert.

Informationssicherheit bleibt angesichts von Datenschutzverletzungen und Systemschwachstellen ein zentrales Risiko mit ESG-Bezug. Der Schutz von Personen- und Unternehmensdaten ist von entscheidender Bedeutung, um Auswirkungen unter anderem auf Lebensunterhalt, psychische Gesundheit und Sicherheit zu minimieren. Maßnahmen zur Informationssicherheit, Schadensbegrenzung, Cyberversicherung und kontinuierlichen Anpassung an neue Bedrohungen sind unerlässlich.

Weiterentwicklung: Unser Inside-Out Risikomanagement

Wir sind uns bewusst, dass unser Nachhaltigkeitsengagement ein Prozess ist, der kontinuierliche Anstrengung erfordert. Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit, Innovation und gemeinsamen Einsatz werden wir Veränderungen auch im Risikomanagement vorantreiben und damit Transparenz und einen nachhaltigen Mehrwert für alle Stakeholder schaffen. Damit kommen wir zugleich den Offenlegungspflichten aus dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz nach.

Entsprechend den dort verankerten Sorgfaltspflichten wurde auch das Risikomanagement weiterentwickelt. Dazu haben wir unter anderem Risikoanalysen durchgeführt, um die menschenrechtlichen und umweltbezogenen Risiken im eigenen Tätigkeitsbereich als auch bei unseren unmittelbaren Zulieferern zu ermitteln. Die Analysen berücksichtigten neben internen Auswertungen und operativen Erfahrungen unterschiedliche Indizes zu Branchen- und Länderrisiken und externe Expertenmeinungen. Eine umfassende Beschreibung des zugrundeliegenden Prozesses, der festgeschriebenen Rollen und Verantwortlichkeiten sowie der Ergebnisse der menschenrechtsbezogenen Risikoanalysen sind in unserem nach LkSG verpflichtendem Bericht für den Zeitraum 2023 zu finden.

Basierend auf den im Berichtsjahr gesammelten Erfahrungen werden wir unser Inside-Out Risikomanagement 2024 weiterentwickeln. Weitere Informationen zum Lieferkettenmanagement beschreibt das Kapitel Nachhaltige Lieferkette.

Betriebskontinuitäts­management (BKM)
(engl. business continuity management (BCM)) bezeichnet die Entwicklung von Strategien, Plänen und Handlungen, um Tätigkeiten oder Prozesse – deren Unterbrechung einer Organisation ernsthafte Schäden oder vernichtende Verluste zufügen würden – zu schützen bzw. alternative Abläufe zu ermöglichen. Das Ziel ist somit die Sicherstellung des Fortbestands des Unternehmens im Angesicht von Risiken mit hohem Schadensausmaß.
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Lieferketten­sorgfaltspflichten­gesetz (LkSG)
Qua 1. Januar 2023 in Deutschland gültiges Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette.
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