Im Büro von Yvonne Bonventre hängt direkt hinter ihrem Schreibtisch ein großes Poster. Es veranschaulicht die Kernpunkte der „Mission Klima“ der BLG auf dem Weg zur Klimaneutralität. Als Teamleiterin für den Bereich Nachhaltigkeit steht die studierte Biologin hinter dem Klimaziel: Bis zum Jahr 2030 sollen im Vergleich zu 2018 die eigenen CO2-Emissionen – im Fachjargon sind das der Scope 1 und 2 – um 30 Prozent sinken, auch dann, wenn bis dahin das Auftragsvolumen steigt. Die verbleibenden Emissionen wird das Unternehmen durch zertifizierte Klimaschutzprojekte ausgleichen. Außerdem will BLG die extern verursachten Emissionen um 15 Prozent reduzieren – das ist der Scope 3, zu dem die gesamte Lieferkette gehört.
Vermeiden, reduzieren und kompensieren
Für einen Logistikdienstleister mit einem internationalen Netzwerk ist das ein ehrgeiziges Vorhaben, das weiß auch Yvonne Bonventre: „Wir müssen deswegen an vielen Stellschrauben drehen, um unsere Ziele zu erreichen. Unsere Kunden legen immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit. Unser Engagement sehen wir als Wettbewerbsvorteil, da wir durch die Reduktion unserer Emissionen und das Angebot von klimaneutralen Dienstleistungen gleichzeitig auch die Emissionen unserer Kundschaft in ihrer Lieferkette senken”.
Zwischenziele erreicht
Yvonne Bonventre resümiert die Zahlen für die aktuelle CO2-Bilanz. „Für unser neues absolutes Einsparziel müssen wir bis 2030 im Schnitt 2,5 Prozent pro Jahr einsparen, was wir im ersten Jahr mit gut drei Prozent schon übertroffen haben. Das vergangene Jahr, das bei 16 Prozent lag, können wir wegen der Sondereffekte durch Corona nicht als Maßstab nehmen. Der Lockdown bei unseren Kunden in der Automobilindustrie hat uns im Frühjahr stark getroffen. Aber der positive Trend hat sich klar bestätigt“, sagt die Expertin.
Dazu trägt eine Reihe von Maßnahmen bei, die das Unternehmen angestoßen hat. BLG hat 2020 als erster deutscher Logistikdienstleister seine Ziele von der Science Based Targets initiative (SBT i) überprüfen lassen und sich damit verpflichtet, diese zu erfassen, zu validieren und zu veröffentlichen. Dazu geht das Unternehmen drei große Bereiche an: „Wir steigern weiterhin unsere Energieeffizienz, produzieren wo möglich unseren eigenen Strom aus erneuerbaren Energien und kaufen vermehrt Ökostrom ein“, sagt Yvonne Bonventre. Sie deutet auf ihren Arbeitsplatz, um den ersten Bereich zu verdeutlichen. „Das kennt jeder: Energie lässt sich sparen, indem man weniger verbraucht oder energieeffizientere Geräte einsetzt.“ Im großen Maßstab hat BLG damit schon vor Jahren begonnen, indem das Unternehmen an über 50 deutschen Stand orten Energiebeauftragte eingesetzt und unternehmensweit ein zentrales Energiemanagementsystem etabliert hat. „Wir tragen so Nachhaltigkeit flächen deckend in das Unternehmen.“
Clever heizen und beleuchten
Das Unternehmen benötigt viel Energie, um die großen Logistikimmobilien zu beheizen. Am Handelslogistikstandort in Bremen tauschte das Unternehmen zum Beispiel die Heizungssteuerung aus und spart so 1,3 Millionen Kilowattstunden Gas pro Jahr. „Neben der effizienten Steuerung ist auch die Wahl der Brennstoffe für uns ein großer Hebel, um CO2-Emissionen zu verringern“, sagt Yvonne Bonventre. „Am Autoterminal Hamburg werden wir die Heizungsanlage erneuern und wollen in Zukunft mit Biomasse heizen. Das hat natürlich einen großen positiven Effekt auf unsere CO2-Bilanz“, erklärt die Nachhaltigkeitsexpertin.
Nach und nach werden sämtliche Gebäude auf LEDs umgerüstet, mittlerweile spart das Unternehmen dadurch rund 2,4 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr ein. Im Logistikcenter in Bremen sind 2020 drei der neun Hallen auf die neue Technologie umgestellt worden, der Rest folgt im Jahr 2021. Auch die Stellplätze und Parkregale des Autoterminals in Bremerhaven – das größte seiner Art in Europa – werden schon mit LED beleuchtet. Allein dort werden jährlich 1,3 Millionen Kilowattstunden eingespart, was etwa 400 Tonnen CO2 entspricht.